Im Jahr 2015 hat ein 18-köpfiges Fachgremium erstmals die Umsetzung der in der UN-Behindertenrechtskonvention definierten Ziele evaluiert und in einem Abschlussbericht zusammengefasst. Zu jedem der mehr als 30 Artikel der Konvention brachte das Gremium dabei Kritik und konkrete Vorschläge zur Verbesserung vor. Positiv wurde lediglich bewertet, dass ein nationaler Aktionsplan zur Umsetzung ins Leben gerufen und ein Bundesbeauftragter für Behinderungen benannt wurde. Auch die Anerkennung der Gebärdensprache als eigene Sprache sowie die behindertengerechte Neuauflage des Personenbeförderungsgesetzes wurden gelobt.

 

Auf der anderen Seite kritisiert das Fachgremium vor allem die institutionalisierte Wohnform behinderter Menschen. Dahinter verbirgt sich die Tatsache, dass es in Deutschland zu wenige barrierefreie Wohnungen gibt und Behinderte daher überwiegend in Pflegeeinrichtungen leben müssen. Im Jahr 2011 gab es in Deutschland nur rund 570.000 barrierefreie Wohneinheiten, was noch nicht einmal der Hälfte des Bedarfs entspricht. Als Empfehlung nennt der Ausschuss vor allem den erleichterten Zugang zu Finanzmitteln für behinderte Menschen. Auf diese Weise soll die barrierefreie Umgestaltung von Bestandswohnungen gefördert werden, damit behinderte Menschen in ihren bestehenden Wohnungen bleiben und ein unabhängiges Leben führen können. Die Kommission prognostiziert, dass der Bedarf an barrierefreien Wohneinheiten durch den demographischen Wandel bis zum Jahr 2020 auf rund drei Millionen ansteigen wird.

 

Die Studie „Wohnen im Alter“ hat den Bedarf an barrierefreien Wohnungen ebenfalls abgeschätzt und vermutet, dass noch rund 1,1 Millionen Menschen auf ein behindertengerecht gestaltetes Zuhause angewiesen sind (Stand 2010). In Bezug auf private Mietwohnungen heißt es im „Leitfaden barrierefreies Bauen“ aus dem Jahr 2009, dass von den rund 24 Millionen Wohnungen nur rund 1 Prozent über einen ausreichenden Standard für Behinderte verfügt. Bei allen unterschiedlichen Zahlen haben die Studien zu barrierefreiem Wohnen alle gemeinsam, dass der Bedarf heute schon deutlich größer als der Bestand ist und in Zukunft noch deutlich ansteigen wird.